Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Ich möchte einleiten, bevor ich die Diskutanten auf die Bühne bitte, mit einem kleinen, besinnlichen Gedicht,
was, wenn ich das jetzt nicht vorausstellen würde, man gar nicht hören würde.
Das ist nämlich schon fast 100 Jahre alt. Das ist aus den 20er Jahren von Erich Kästner.
Die Zeit fährt Auto. Die Städte wachsen und die Kurse steigen.
Wenn jemand Geld hat, hat er auch Kredit. Die Konten reden, die Bilanzen schweigen.
Die Menschen sperren aus, die Menschen streiken. Der Globus dreht sich und wir drehen uns mit.
Die Zeit fährt Auto, doch kein Mensch kann lenken. Das Leben fliegt wie ein Gehöft vorbei.
Minister sprechen oft vom Steuersenken. Wer weiß, ob sie im Ernste daran denken.
Der Globus dreht sich und geht nicht entzwei. Die Käufer kaufen und die Händler werben.
Das Geld kursiert, als sei das seine Pflicht. Fabriken wachsen und Fabriken sterben.
Was gestern war, geht heute schon in Scherben. Der Globus dreht sich, doch man sieht es nicht.
Ich habe mir lange überlegt, in welcher Reihenfolge ich das sage.
Das ist alles wichtig. Jeden könnte man zuerst nennen.
Den, der am weitesten aus der Schweiz angereist ist, ist Boaz Roux, Journalist der neuen Züricher Zeitung.
Die hier um die Ecke in der Schule zu Hause ist, Lara Abyare, eine Schülerin der Fridays for Future Bewegung.
Professor Kiesling darf mit seinem Fachwissen in die Diskussion einsteigen.
Und natürlich, last but not least, der Hausherr der Stadt, Oberbürgermeister Dr. Janek.
Ich darf Sie alle vier nun auf die Bühne bitten für eine spannende Diskussion.
Während die vier Platz nehmen, erkläre ich, warum ich hier stehe. Das hat jetzt erst mal einen rein technischen Grund.
Weil wir nur vier Funkmikrofone haben und ein Rednermikrofon. Das hat aber auch einen inhaltlichen Grund.
Wir haben uns in der Vorbereitung dieser Podiumsdiskussion überlegt, wie gehen wir denn hier mit unseren Diskutierenden um.
Und mir war es ein Anliegen, dass ich jetzt nicht einfach Moderationsfragen stelle.
Jeder nickt brav seine Moderationsfrage ab, dann kommt der nächste dran, nickt brav seine Frage ab.
Sondern ich freue mich, ich freue mich, wenn Sie alle in eine lebendige Diskussion eintreten.
Ich habe ein paar Fragen vorbereitet. Ich habe auch fairerweise allen Vieren diese Fragen schon ein bisschen gegeben.
Weil ich finde das auch immer ein bisschen unverschämt, wenn ein Moderator jemanden mit der Frage total überfällt.
Und so soll es gleich starten. Alle vier dürfen jetzt ein wenig sich selbst vorstellen, bevor ich das tue und irgendetwas Falsches sage.
Ich habe Ihnen zur Selbstvorstellung die Frage präsentiert. Was möchten Sie mit der Zeit anfangen, die Ihnen noch bleibt?
Also die zentrale Frage unserer Diskussion. Was möchten Sie mit der Zeit anfangen, die Ihnen noch bleibt?
Ladies first, Jugend first, wenn Sie mögen, dürfen Sie anfangen.
Okay, ich heiße Lara, ich bin 17 Jahre alt und ich gehe auf das ASG, also auf das Arbeitsschweizhymnasium in Erlangen.
Und besuche derzeit die 12. Klasse. Und ich bin seit einigen Monaten in der Fridays for Future Organisation mit dabei.
Und was ich mit meiner Zeit, die mir noch bleibt, anfangen würde, ist weiter aufmerksam zu machen und so viele Leute wie möglich aufzuklären, was das Thema angeht.
Und allgemein, also auf mich selbst bezogen, darauf zu achten, welche Entscheidungen ich treffe und welche Auswirkungen sie auf die Umwelt und auch auf andere Personen haben.
Was nicht gleich bedeutet, dass ich auf Sachen unbedingt verzichte, sondern zum Beispiel auch Sachen ersetze.
Ja, das ist es.
Gut, vielen Dank.
Gehen wir zu dem Herrn von Ihnen ausgesehen, rechts von Ihnen ausgesehen, links Herr Ruh von der neuen Züricher Zeitung.
Vielleicht erzählen Sie kurz etwas auch über Ihre Arbeit, was Sie tun?
Ja, vielen Dank. Mein Name ist Boaz Ruh, ich arbeite in der Redaktion der NZZ am Sonntag.
Ich hatte heute frei erhalten, obwohl der Samstag eigentlich unser strengster Tag ist, für die Ausgabe, die dann morgen erscheinen wird.
Ja, was würde ich mit der Zeit machen, die mir noch bleibt? Wir haben vom steigenden Meeresspiegel gehört.
Ich komme aus der Schweiz, da hat es hohe Berge.
Aber es ist natürlich nicht ganz so trivial, wir haben jetzt gerade dieser Tage symbolisch an Gletscher zugrabe getragen, weil das verbleibende Eis gilt offiziell jetzt nicht mehr als Gletscher an dem Ort.
Aber ich persönlich lebe jetzt nicht immer mit meinem Tod vor Augen, also ich versuche die Zeit, die mir bleibt, trotzdem zu genießen, bewusst zu genießen, bewusst zu leben.
Vielen Dank.
Herr Dr. Janek, Sie sind vielleicht der bekannteste hier im Raum, trotzdem auch vielleicht die eine oder andere Zeile über Sie selbst, bevor Sie zur Frage kommen?
Ja, sehr gerne. Florian Janek, 39 Jahre alt, verheiratet, zwei Kinder, gebürtig in Erlangen.
Und mit der Zeit, die mir noch bleibt, also jeder von uns weiß ja nicht, wie viel Zeit das noch ist, die jedem von uns noch so bleibt.
Presenters
Lara Abyareh
Dr. Florian Janik
Boas Ruh
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
00:52:02 Min
Aufnahmedatum
2019-10-19
Hochgeladen am
2019-11-26 08:36:22
Sprache
de-DE
Der Klimawandel wird in unserer Gesellschaft sehr unterschiedlich wahrgenommen. Die Naturwissenschaft setzt hier oft ganz andere Schwerpunkte als beispielsweise die Politik oder Wirtschaft. Und wie sieht die Generation von morgen diese Entwicklung? Hierzu diskutieren Prof. Dr. Wolfgang Kießling, Inhaber des Lehrstuhls für Paläoumwelt an der FAU, Dr. Florian Janik, Oberbürgermeister der Stadt Erlangen, Boas Ruh von der Neuen Zürcher Zeitung und Lara Abyareh, Schülerin des Albert-Schweitzer-Gymnasiums Erlangen und Mitorganisatorin der »Fridays-for-Future«-Bewegung in Erlangen.